SwimRun Malta ÖTILLÖ World Series Rennen

Nachdem Utö uns im Frühjahr richtig kalte Bedingungen beschert hat, hatten wir uns kurzerhand für Malta entschieden. Sonne und warmes Wasser zum Ende der Saison, das komplette Gegenteil zu Utö. Das war zumindest der Plan. Also Flug für sowenig Geld gebucht, dass man wirklich schon wieder ein schlechtes Umweltgewissen bekommen hat und auf weitere Details des Rennens gewartet. Dann schon mal die erste Überraschung – 9 Kilometer Schwimmen. Wow! Aber ok, wir hatten ja noch ordentlich viel Zeit, um uns um die Schwimmperformance zu kümmern.

Die Anreise verläuft problemlos. Das Rennen ist mit 220 gemeldeten Teams in der Worldseries so voll wie noch kein anderes Rennen dieser Ötillö-Saison. Dazu kommen noch ca. 200 Starter auf Sprint und Experience am Samstag. Die Location ist eben auch sehr einfach zu erreichen und die Temperaturen sind vielversprechend. Das lockt. Viele Familienangehörige sind mit dabei und stehen als Claqueure parat.

Wir nutzen den Samstag, sehen uns den Sprint an und gehen wie üblich einmal ins Wasser zum anschwimmen. Wohlig warm ist das Meer. Um die 19°C. Da kann man nicht meckern. Das ist doppelt so viel wie auf Utö. Leider ist die Vorhersage für Sonntag eher katastrophal. Dauerregen, Wind und Böen bis 50 km/h. Beim abendlichen Briefing wird dann auch schon das letzte Schwimmen verkürzt und das drittletzte gestrichen. Zu exposed sind die beiden. Naja, wir werden sehen. Aber der gemütlich, sonnige Saisonabschluss wie erhofft wird das wohl eher nicht werden. Zurück in unserer Unterkunft vergleichen wir noch die Windvorhersagen mit dem Streckenplan. Ohjee… entweder gibt es Headwind oder zumindest eine gute Drift von der Seite. Definitiv kein Wind von hinten. Hmm. Hängt jetzt alles davon ab, wie stark die Böen wirklich werden und wie offen die Buchten sind. Die ersten sehen zumindest recht geschützt aus. Hilft alles nix. Zeugs zusammenrichten und früh ins Bett. Der morgige Tag wird lang.

Nachts beginnt der Wind stärker zu werden, gegen Morgen drückt eine Böe tatsächlich unser Fenster auf. Kurz danach dann gewittert es richtig. Na toll. An Schlaf ist jetzt auch nicht mehr zu denken. Um kurz nach fünf geht der Wecker. Ein kleines Frühstück und einen Kaffee. Die Regenjacke übergezogen und wir machen uns auf den Weg zur Strasse runter. Die Blitze lassen jetzt zwar etwas nach, aber irgendwie schon ein merkwürdiges Gefühl, sich bei solch einem Wetter auf einen Wettkampf vorzubereiten. Ob das heute überhaupt was wird?

Arnd und Claudia wollen uns hier mit ihrem Mietwagen aufgabeln. So stehen wir mitten in der Nacht im Schwarz an der Bushaltestelle und warten auf unser Taxi. Das auch gleich eintrifft. Wir erreichen pünktlich einen der ersten Shuttlebusse nach Valletta.

In Valletta müssen wir uns noch gut eine Stunde lang bis zum Start die Zeit vertreiben. Der Platz ist ganz schön zugig und wir sind froh, die Armlinge dabei zu haben. Irgendwann müssen wir die Regenjacken abgeben und wir stehen die letzten 20 Minuten in der Startbox rum. Pünktlich zum Startschuß schifft es wieder. Na toll.

Die Meute macht sich auf den Weg. Sieht schon ziemlich gut aus, wie sich das größte Teilnehmerfeld der Saison durch die Altstadt Vallettas schiebt. Kurz darauf geht es auch gleich ins erste Schwimmen. Wir queren den Hafen und haben allen Platz der Welt. Trotzdem ist es ein unübliches Gedränge. Fast jeder prügelt mit seinen Paddles aufs Wasser ein. Das ist dafür aber wohlig warm, was nach dem Auskühlen im Startbereich richtig gut tut. Weiter durch die Stadt und auf zur nächsten Schwimmstrecke. Wir wechseln uns konsequent ab, also schwimm ich jetzt vorne. Ich halte mich links von der Menge und versuche meinen Rhythmus zu finden, darf aber gleich mal eine Schlagzahl zulegen, um überhaupt vom Ufer weg zu kommen. Wir haben Headwind, der sich deutlich zeigt. Durch die Positionierung weiter links entdecke ich beim Ausstieg eine fast unbenutze Leiter. Bingo.

Sind wir noch in Valletta oder ist das schon der nächste Ort? Keine Ahnung. Einfach weiter. Es sind auffällig viele Marschalls an der Strecke, die einen bestens den Weg anzeigen. Also Kopf ausschalten ist okay. Wir laufen weiter durch urbanes Gebiet. Teilweise durch öffentliche Strassen mit Verkehr. Eine neue Erfahrung. Dann kommen auch schon die längeren Schwimmen. Wir hoppeln von Buchtquerung zu Buchtquerung. Der Wind kommt, wie wir vorhergesehen haben, vom Land und treibt die Wellen nach draussen. Also von der Seite. Wir peilen deshalb immer einen Punkt etwas landeinwärts von der Ausstiegsflagge an. Merkwürdigerweise beruhigt sich das Wasser immer auf der zweiten Schwimmhälfte, so dass uns diese Navigation kein Vorteil bringt. Vielleicht sogar ein Nachteil. Aber wir schwimmen so stets für uns allein.

Wir finden uns in einem eher müsamen Laufabschnitt entlang der Verbindungsstrasse wieder, in einem Streifen zwischen Strasse und Wasser. Steine. Viel angespültes Zeug, Müll. Kein wirklicher Pfad. Beschwerlich für Beine wie auch dem Kopf. Ein Schwimmen und wir sind wieder in einer Stadt. Hier kommt uns eine andere Laufveranstaltung entgegen. Lustig.

Die Schwimmen werden zunehmends rauher. Und wir müder. Dann ein langer Abschnitt auf Lehmboden. Landschaftlich eigentlich schön, aber kaum zu laufen. Entweder klebt ein 1,5 Kg schwerer Batzen Dreck am Schuh oder man rutscht einfach durch die Gegend. Wir hatten uns für den Saucony Switchback entschieden, was für das Rennen im Ganzen gesehen schon richtig war. Hier in dem Lehmabschnitt hat der aber deutlich zu wenig Profil. Bergauf ist das ganze super schwierig. 3 Schritte hoch, 2 wieder runter..

Wir laufen auf die nächste Bucht zu. Ohjee.. wir müssen doch nicht etwas da rüber? Uff… Ich bin allein von dem Anblick schon müde. Aber doch. Wir müssen. Barbara macht in der Ferne die orange Ötillö Flagge aus. Wir fixieren den Einschnitt zwischen den Felsen und ab ans Ufer. Im Wasser kann ich das natürlich nicht mehr erkennen. Blöd. Ich orientier mich an der letzten Bebauung, die kann ich teilweise sehen und befindet sich ein Stück weiter links von unserem Ausstieg. Durch den anhaltenden Wind sind die Wellen mittlerweile stärker. Diesmal von links vorne. Diagonal. Das wird ein mühsames Schwimmen. Ich brauche immer wieder 2, 3 Wasserballzüge, um überhaupt die grobe Richtung (Häuser) auszumachen. Durch die auf uns zu rollenden Wellen werde ich aber ständig in meiner Ausrichtung verworfen. Also Sighting – Korrigieren. 10 Züge schwimmen – Kopf raus – korrigieren. Anstrengend. Nach der Hälfte ist endlich der Einschnitt auszumachen und wie schon bei den vorherigen Schwimmen wird es ruhiger. Ich bin aber ziemlich durch und lass Barbara für den Rest des Schwimmens nach vorne.

Bis vor einer Stunde war das noch richtig schön am laufen. Mit gutem Gefühl. Der Lehmabschnitt und dieses Schwimmen haben mir jetzt erst mal den Stecker gezogen.

Wir verpflegen uns und machen uns dann weiter auf die Strecke. Jetzt durch einen schönen Wald mit Blick auf Gozo. Sehr schön.

Als nächstes queren wir ein Hafenbecken. Ziemlich kurzes Schwimmen im Vergleich zu den letzten. Aber was ist das?? Gut. Wir sind bereits um die Inselecke gelaufen und der Wind drückt jetzt die Wellen direkt vom Meer in die Bucht rein. Aber wie? Da rollen ganz schöne Dinger rein. Volle Breitseite. Also die Flagge gegenüber anvisieren und los. Zum Glück hängen da noch ein paar Bojen zum festmachen der Boote rum. Daran lässt es sich hoffentlich orientieren. Die Wellen heben einen hoch und lassen einen danach einfach fallen. Man muss nur den richtigen Zeitpunkt erwischen, um einen Blick ans Ufer zu erhaschen und dann irgendwann auch noch Luft zu holen, ohne eine Nasenspülung abzubekommen. Gas geben. Mal sehen, um wieviel einen die letzte Welle versetzt hat und dann versuchen, in die richtige Richtung zu schwimmen. Nix für Seekranke. Vor zwei oder drei Stunden hätte das vermutlich richtig Spaß gemacht. Jetzt ist es einfach nur hart. Aber irgendwie auch geil. Plötzlich taucht vor mir ein Kai auf. Ich krabbel einfach irgendwie hoch und zieh Barbara nach. Die letzten Meter laufen wir ans Ufer. 🙂

Jetzt erst mal Luft holen. Es geht durch das Fischerdörfchen und, keine Ahnung, aber wir erreichen kurz danach ein ähnliches Dorf mit Bucht. Dort steht allerdings ein Marshall, der uns gleich weiter winkt. Das Schwimmen ist mittlerweile aufgrund Wellen, Brandung und Strömung geschlossen und wir sollen uns den Weg aussenrum finden. Auch recht. 2 oder 3 Teams suchen mit uns den Weg. Wir klettern über Mäuerchen und finden dann einen Uferweg, der allerdings im Rhythmus der Wellen überspült wird. Vielleicht doch etwas mehr Wasser als üblich hier.

Endlich geht es an die verbleibenden Höhenmeter, die wir leider nur noch wandern. Aber alle Cut-offs sind längst mit deutlichem Abstand durchlaufen. Somit müssen wir „nur noch“ ins Ziel. Auch die Querung vom Popeye-Village durch die schöne Bucht ist wegen zu starker Wellen geschlossen. Also jetzt erst mal viel laufen. Diesmal Trail. Trotzdem mittlerweile nicht mehr flüssig. Aber dann ist auch schon die Bucht, in der das Golden Sand, liegt auszumachen. Ein kleiner Verlaufer im Abstieg. Aber was soll‘s. Das letzte Highlight steht noch bevor.

Das letzte Schwimmen. Das war schon am Tag zuvor im Sprint das heftigste. Was für ein Erlebnis!! Sowas bekommst Du hier in Deutschland definitiv von keiner Organisation abgesichert. Die reinste Waschmaschine. Aber die Wellen laufen alle vom Meer direkt auf den Strand zu. Wir bekommen einzeln Instruktionen am Einstieg. Bei „go“ des Marshalls sollen wir auf dem Steg nach vorne und uns an dem Pfosten festhalten. Beim zweiten „go“ nach rechts abspringen und unbedingt bis zur gelben Boje quer schwimmen. Danach erst Richtung Strand. Team für Team. Spannend. Die Wellen überspülen von hinten kommend den Steg und dann musst du versuchen von der Felswand möglichst schnell weg zu kommen. Diesmal ist Barbara wieder vorne. Ich seh nix ausser Wasser. Ich muss ihr hier einfach vertrauen.. Die Wellen laufen mächtig rein. Offensichtlich habe wir die Boje erreicht, da sich Barbara dreht. Oder war es die Welle, die sie einfach gedreht hat. Ich weiss es nicht. Doch es geht Richtung Strand. Da habe ich eben einen Teil der Flagge aufblitzen sehen. Scheint also ungefähr zu stimmen. Die nächste Welle baut von hinten auf und hebt uns langsam an. Gas geben. Das Momentum ausnutzen. Aber schon kommt der Sog nach hinten. Schaum bricht über einem zusammen. Dann wird es kurz ruhig. Zeit zum Luft holen. Die nächste Welle baut sich schon wieder auf. Hab ich noch die Chance, was vom Strand zu sehen, bevor wir wieder im Wellental verschwinden? Auf eine neues. Jetzt schwimmt jede Menge Schilfreste oder Algenklein im Wasser. Das ist ein gutes Zeichen, wir kommen den Ufer näher. Das kennen wir vom Probeschwimmen vom Vortag. Noch 3 bis 4 Wellen und wir haben wieder Boden unter den Füßen.

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Video: Primal Coaching. Vielen Dank

Fazit: eine Mischung aus urbaner Laufstrecke und Trail. Leider ist Malta recht vermüllt, was den Eindruck etwas trübt. Die Schwimmen sind schön, das Wasser wunderbar. Und unter diesen Bedingungen einfach super spannend. Die Water Security hat ihren Job sehr gut gemacht, die Schwimmstrecken waren vorbildlich abgesichert. Viele Marshalls, immer lächelnd und anfeuernd. Die Anreise ist von den meisten Flughäfen einfach und für Family&Friends bieten sich perfekte Urlaubsbedingungen. Trotzdem werden wir den Ötillö SwimRun Malta nicht zu unseren Top-Favoriten zählen, da ist Hvar schon noch eine Ecke geiler, was die Landschaft und das Setting angeht.