Paddles sind erlaubt – Yeah! Aber macht das Sinn?

Auf den meisten Bilder der großen Rennen der ÖTILLÖ Worldseries sehen wir SwimRunner mit Paddles von der Größe eines Klodeckels an den Händen. Aber macht das wirklich Sinn? Und wenn, für wen?

Fingerpaddles im Techniktraining.

Oft werden im Techniktraining nur Fingerpaddles (Paddles mit halber Handgröße, die mehr an den Fingerspitzen getragen werden als an den Handflächen) eingesetzt oder kleine Paddles. Ziel ist hier die Technik des Armzugs zu verbessern. Die Straps der Paddles werden absichtlich locker getragen, so dass die Paddles bei einem Verkanten bzw. unsauberen Armzug dazu tendieren von den Fingern „abzuhauen“.

Normale Paddles im Techniktraining und Wettkampf

Hier kommt zu der reinen Technikverbesserung als Zielsetzung noch der Kraftaufbau im Armzug hinzu. Im Trainingsaufbau wird man hier mit kleinen Paddles und kurzen Distanzen beginnen, um sich langsam an den zusätzlichen Kraftaufwand zu gewöhnen.

Große Paddles im Wettkampf

Die richtig großen Paddles der „Wikinger“, wie wir sie auf vielen der Promofotos sehen können, kommen fast nur im Wettkampfeinsatz vor. Die größere Verdrängungsfläche wird hier für einen Gewinn an Vortrieb genutzt, der meist mehr über Kraft als über Technik generiert wird. Spricht man mit guten Schwimmern, Schwimmtrainern oder Biomechanikern wird – jenseits der Paddles für das reine Techniktraining – ganz eindeutig von der Verwendung abgeraten. Generell zeigt hier die Erfahrung, dass je besser die eigentliche Schwimmtechnik der Athleten desto weniger Vorteil durch Paddles erreicht wird.

Überlastung der Schultermuskulatur

Mittelfristig bis langfristig zeigt sich die Gefahr der Überlastung der Schultermuskulatur – vor allem bei den großen Paddles – als nicht unerheblich. Generell lässt sich für die Verwendung im Wettkampf folgende Empfehlung aussprechen: bessere Armzugtechnik ist sinnvoller als mehr Kraftaufbau. Also verbessert zuerst Eure Armzugtechnik! Wer mit Paddles im Wettkampf arbeiten möchte, sollte mit kleinen Größen beginnen und sich nur langsam „hocharbeiten“. Dabei auf Überlastungszeichen acht geben.

Wann machen Paddles Sinn?

Ihr solltet a) mit Paddles signifikant schneller schwimmen als ohne! Dazu ein einfacher Test: Ihr schwimmt ein forderndes Set von 1500-2000m im Becken. Danach 200m im Wettkampmodus ohne Paddles. Danach 200m mit Paddles. Seid Ihr schneller? Soviel schneller, dass Ihr die Überlastungs-/Verletzungsgefahr in Kauf nehmt? Und denkt daran: Im Wettkampf solltet Ihr die Paddles auch noch nach Stunden drücken können. Verkürzt Ihr den Armzug, weil die Kraft fehlt, habt Ihr keinen postitiven Effekt! Ein weitere Indikator: zählt die Armzüge auf 100 Meter. Mit Paddles solltet Ihr nicht mehr als 5 Armzüge weniger verwenden.

Training ist wie immer alles

Geübte Schwimmer, die über eine saubere Technik verfügen, werden von dem Gebrauch von Paddles sicher profitieren. Es ist diese Kombination aus Technik, Kraft und Erfahrung, die die Verwendung effektiv macht. Der Weg dahin kann wie sooft lang sein und konsequentes, intensives Training bedeuten. Diese Zeit solltet Ihr Euch definitiv lassen, damit Ihr Euren Sport verletzungsfrei und ohne Überlastungsschäden ausüben könnt.

Kräftigung der Schulter- und Rückenmuskulatur  unabdingbar.

Empfehlenswert ist definitiv eine Kräftigung der Muskulatur auf dem Trockenen. Krafttrainig hilft. Genauer gesagt Rückenmuskulatur, Schulterblatt und Rotatorenmanschette kräftigen, Brustmuskulatur dehnen. Durch den Kraulzug wird die eh schon kräftige Brustmuskulatur weiter gekräftigt und die Gegenspieler verkümmern zusehend. Paddels verstärken den Effekt noch.

3 Übungen, die Ihr vor dem Verwenden von Paddles unbedingt in Euer Programm aufnehmen solltet.

Übung 1 – Aufdehnen der Brustmuskulatur. Am einfachsten geht das mit einem Faszienball. Stellt Euch mit dem Gesicht zur Wand und positioniert den Ball am unteren Ansatz des Brustmuskels. Jetzt lehnt Ihr Euch nach vorne in die Wand, um Druck aufzubauen. Jetzt langsam den Muskel entlang bis zur Ansatz in der Schulter durchrollen.

Übung 2 – Stärkung der Schulter- und Rückenmuskulatur ( Kapuzenmuskel, Deltamuskel und großer Rautenmuskel). Ihr legt Euch dazu mit der Hüfte auf einen Gymnastikball. Die Füße sind am Boden und Ihr haltet den Körper in einer Linie. Arme in Y-Formation nach vorne für 60 Sekunden halten, danach Arme rechtwinklig in T-Formation und schliesslich Arme nach hinten abspreizen (A-Formation). Halltet Ihr jeweils 60 Sekunden durch, könnt Ihr anfangen mit Gewichten zu arbeiten.

Übung 3 – Stärkung der Deltamuskeln (Vorderer, Mittlerer und Hinterer). Ihr steht gerade mit leicht gespreizten Beinen. Mit Kurzhanteln in der Hand die Arme rechtwinklig nach vorne heben, danach rechtwinklig zur Seite und anschliessend im 45° Winkel nach hinten. Mit kleinen Gewichten beginnen.

weitere Links und Quellen

www.tri2b

www.triathlon.de/

Ian McLeod – Schwimmen Anatomie, CopressSport

Swim Lanzarote Coach Paul Cardwell Hounam .