Die DTU – Deutsche Triathlon Union hat in seiner aktuellen Sportordnung SwimRun integriert. Ist das nun schon eine feindliche Übernahmen der Triathlethen? Oder doch eine ganz gute Entwicklung?

Sicher wird der SwimRun Sport dadurch mehr Aufmerksamkeit erlangen, was einige Veranstalter erfreut. Andererseits werden wir nun von einem Regelwerk eines Sportverbandes „begleitet“, der doch eher für Regelwut bekannt ist und dessen Hauptsport vieles ist, was SwimRun eben nicht sein möchte. SwimRun lebt von den individuellen Wettbewerben und will sich nicht normieren lassen. Wie steht es weiterhin mit den Freiheiten des SwimRun? Und wieso überhaupt ein Triathlonverband? Sind wir SwimRunner nicht viel eher Trailrunner? SwimRun ist nicht Triathlon ohne Rad! Bzw. Trails, die nicht am Wasser enden, sind so die Schlagworte.

Matthias Zöll – Geschäftsführer der DTU – steht uns per Mail Rede und Antwort.

Matthias Zoell

SRG : Wie kommt Ihr als DTU auf die Nischensportart SwimRun?

MZ: Offensichtlich ist, dass SwimRun und Triathlon Überschneidungen in zwei Disziplinen haben: nämlich im Schwimmen und Laufen. Dazu kommt, dass es inzwischen einen großen Kreis von Triathlet*innen gibt, die auch schon an SwimRun-Veranstaltungen teilgenommen haben. Daher war es bei der DTU schon vor 2019 mehrfach zu Fragen zum SwimRun gekommen, da die Athleten die Disziplin offenbar intuitiv in unserer Zuständigkeit verortet hatten.

Zudem waren schon in der Vergangenheit SwimRun-Veranstalter mit der Frage auf uns zugekommen, ob sie sich von der DTU genehmigen lassen könnten, um in den Veranstaltungskalender aufgenommen zu werden und so die Reichweite der DTU nutzen zu können. Auf diesem Weg waren die ersten Kontakte entstanden.

SRG: Was bezweckt Ihr mit einer Sportordnung für SR? In der Community entstehen da natürlich gleich Ängste vor zunehmender Regulierung dieses doch sehr freien Sports.

MZ: Sobald eine Sportart in einem Verband etabliert wird, ist es auch erforderlich, dass der Verband dafür ein transparentes Regelwerk schafft.

In der Folge haben wir dann gemeinsam mit uns bekannten Veranstaltern von SwimRuns ein Regelwerk erarbeitet. Michael Gerlach hatte dabei den ersten Entwurf vorgelegt, anhand dessen wir dann im gemeinsamen Austausch die jetzige Fassung ausgearbeitet haben. Wenn man sich dieses Regelwerk nun betrachtet, kann man erkennen, dass Teile der DTU-Sportordnung, die für die bisherigen Sportarten der DTU gelten, für den SwimRun außer Kraft gesetzt worden sind. So haben wir sicher gestellt, dass die Freiheit, die einen SwimRun ausmacht, durchaus erhalten bleibt. Die jetzige Fassung wird sicherlich nicht die letzte bleiben, sondern wir wollen im ersten Schritt beobachten, wie sich das Regelwerk in der Praxis bewährt, um gegebenenfalls in der Folge Anpassungen vorzunehmen. Und selbstverständlich laden wir dazu auch die Veranstalter ein, uns ihren Input zu geben.

SRG:  Warum keine eigene Sportordnung?

MZ: Mit der Aufnahme von SwimRun in die DTU, ist SwimRun eine der Sportarten der DTU geworden, wie beispielsweise Duathlon, Aquathlon, Wintertriathlon, etc.

All diese Sportarten sind ebenfalls in dieser einen Sportordnung zusammengefasst, die trotzdem die Spezialitäten jeder einzelne Sportart berücksichtigt. Außerdem sind bereits viele Punkte im allgemeinen Teil der Sportordnung geregelt, die sich auch auf den SwimRun übertragen lassen.

SRG: Habt Ihr vor, den SwimRun Sport generell zu unterstützen, bzw. bekannter zu machen? Wenn ja, wie konkret?

MZ: Alle Sportarten, die in der DTU organisiert sind, erhalten unsere Unterstützung. Ein wichtiges Tool für SwimRun-Veranstaltungen ist dabei sicherlich die Aufnahme in den DTU-Veranstaltungskalender. Über diesen Kalender suchen sich die Triathlet*innen in Deutschland ihre Veranstaltungen, an denen sie im Jahr teilnehmen möchten. Einen vollständigeren Kalender gibt es nicht und die Anzahl der Klicks auf den Kalender spricht für sich.

Auch alle anderen Kanäle der DTU bieten eine große Reichweite, von der der SwimRun sicherlich profitieren wird.

SRG: Wie seht Ihr die Zukunft von SwimRun? Wachstumsmarkt, oder doch nette Ergänzung in der Nische?

MZ: SwimRun hat definitiv Wachstumspotenzial, v.a. durch die Naturverbundenheit der Sportart. Dieser Aspekt ist als ein großer positiver Trend in der Gesellschaft zu erkennen. Damit passt SwimRun hervorragend in den Zeitgeist.

SRG: In welchem Verhältnis seht Ihr Euch zu den bereits etablierten Veranstaltern im SwimRun (die meist nicht aus dem Triathlonbereich kommen)? Gerade auch zu der Ötillö Firma, die den SR-Sport ja seit Jahren professionell vorantreibt ?

MZ: Wir arbeiten mit allen Veranstaltern in Deutschland zusammen, so ist ja beispielsweise auch das Regelwerk entstanden. Wir wollen SwimRun Hand-in-Hand gemeinsam vorantreiben. Und da Ötillö auch in Deutschland Veranstaltungen ausrichtet, wollen wir auch mit ihnen zusammenarbeiten.

Wir haben hier auch im Triathlon gute Erfahrungen gemacht, wenn wir sämtlich gleich gerichteten Interessen bündeln, um die Sportart weiterzuentwickeln. Sowohl inhaltlich, als auch in der Außenwirkung.

SRG: Plant Ihr den Einsatz von Wettkampfrichtern? Wenn ja, wie wird das aussehen?

MZ: In diesem Jahr geben wir die Empfehlung an die Landesverbände, zu ausgesuchten SwimRuns lediglich Beobachter zu schicken. Diese sollen sich zunächst einmal ein Bild davon machen, ob das erarbeite Regelwerk praktikabel ist und ob es vielleicht an der ein oder anderen Stelle angepasst werden muss. Wir wollen also erst einmal lernen und ein noch besseres Verständnis für SwimRun bekommen.

SRG: Hast Du selber schon mal an einem Swimrun teilgenommen – oder wann wird es Deine erste Teilnahme bei einem Swimrun geben?

MZ: Leider noch nicht, aber es reizt mich natürlich, diese Erfahrung auch am eigenen Leib zu machen.

Vielen Dank an Matthias Zöll für die Antworten imMärz 2020.