Nimm niemals ein ÖTILLÖ Rennen auf die leichte Schulter
3 Tage voller testen. Interviews und ein verkorkstes Rennen. Die Ötillö Rennen darf man einfach nicht auf die leichte Schulter nehmen. So was rächt sich.
Aber von vorne. Wir treffen uns mit Niklas Karlsson und Francois-Xavier Li – also World of Swimrun und Swimrun France, um die Anzüge der neuen Saison zu testen und zu besprechen. Am ersten Tag ist es schlechtes Wetter und ziemlich kalt, so dass wir einfach in Hafennähe die ersten Anzüge schwimmen. Am nächsten Tag dann das volle Programm. Schuhe und alle restlichen Anzüge. Wir sind eine Bucht weiter und verbringen einen fast einen kompletten Tag mit Trailrunnen, Schwimmen, Wiegen und den ersten Videoaufnahmen. Am Ende des Tages sind wir reichlich platt und gönnen uns etwas Wein und Bier zum Abendbrot.
Der Samstag geht noch einmal gänzlich drauf mit nachtesten, Sprint ansehen, Einkaufen, Interview führen , Startnummer abholen und dem Racebriefeing. Wir sind platt – schon wieder.
Irgendwie richten wir noch die Ausrüstung für morgen. Raceday. Das Wetter ist hervorragend vorausgesagt und Wellen soll es keine geben. Perfekte Bedingungen. Also alles easy.
Ich bin froh, dass es mir heute darmtechnisch endlich besser geht. Vor 2 Wochen hat mich ungewohnterweise eine kurze Erkältung überfallen. Seitdem habe ich Probleme mit meinem Verdauungstrakt. Entweder Blähungen oder Diarrhö. Jedenfalls ist das Ganze nicht angenehm. Noch etwas Carboloading und ab in die Kiste.
Der Start ist bequemerweise um 20 nach neun. Wir brauchen 15 Minuten bis dahin. Und schon geht es los. Ein paar hundert Meter am Kai entlang und ab ins Wasser. Quer durch den Hafen. Wir kennen das schon vom letzten Jahr und reihen uns weiter links ein, um den Ausstieg mit Treppe zu nehmen statt über die Felsen zu klettern. An das kalte Wasser konnten wir uns die letzten Tage ja schon gewöhnen. Unser Plan: entspannt beginnen und im Schwimmen gut überholen. Wir sind dieses Jahr stark im Wasser. Das wollen wir ausnutzen.
Als wir aus dem Hafenbecken klettern ist der Großteil des Feldes schon weg. Seltsam. Aber nun gut… es kommen noch mehrere Schwimmen. Nach ein paar kurzen Laufkilometern schon gleich mal eines mit 1700m. Ab hier dürfen wir das Seil verwenden und ich will mich gerade bei Barbara einhängen als ich ins Leere greife. Da ist nichts. Ich schau noch ein weiteres Mal an meinem Neo runter. Aber nein, da ist kein neongelbes Band zu finden. Shit!!
Das Schwimmen ist ja erst mal nur entlang der Küste und bei diesen Bedingungen kein Problem. Wir müssen halt unsere Strategie umstellen und parallel schwimmen. Das kostet etwas Verständigungsarbeit und klappt nicht auf Anhieb. Zumal wir verschiedene Orientierungsstrategien haben. Zurück an Land versuche ich gleich weiter zu laufen, während Barbara nach einer Lösung sucht und dabei eher spaziert als läuft. Das kostet uns Zeit und der erschwommene Vorsprung ist auch schon wieder dahin.
Zum Glück müssen wir eh für das lange Schwimmen eine Head Boje benutzen. Die wird unsere Rettung. Nachdem Barbara schon eher in Panik wegen des fehlenden Seils verfällt, bin ich heute wegen den extrem ruhigen Bedingungen noch entspannt. Die Lösung ist einfach und funktioniert ganz gut. Barbara nimmt die Boje und ich klinke die noch übrige Hälfte des Zugseils im Gurt der Boje ein. Fast perfekt. Naja. Das Seil tanzt dadurch schon ziemlich herum. Aber es funktioniert. Die Sicht ist perfekt und Strömung kaum vorhanden. Wir machen uns auf den Weg. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir auf der anderen Insel und auf geht es in den Trail. Ich bin durch das kalte Wasser irgendwie euphorisiert und trabe gleich mal los. Schöner Trail. Aber nicht einfach. Meine Füße sind noch gefühlslos. Aber das wird. Bergauf muss ich allerdings ziemlich schnell in den „strammer Schritt“-Modus übergehen. Hmmm.
Ich habe ganz vergessen, wie beschwerlich der Trail auf Pakleni ist. Kaum ein Moment zum entspannen. Aber toll.
Diesmal erreichen wir den Cutoff in Hvar bei Zeit. Aber ich bin schon ordentlich platt. Das haben wir uns anders vorgestellt. Durch die perfekten Schwimmbedingungen haben wir insgeheim mit einem sehr deutlichen Polster gerechnet, so dass die 14 Kilometer Laufstrecke auch keine Herausforderung mehr sein sollten. Aber wir haben keinen Puffer! Das ist mir primär reichlich unverständlich, aber diese Rennen sind hart, sehr hart und die Teilnehmerfelder werden immer stärker. Wir diskutieren, was wir machen wollen und gehen weiter. Der Anstieg zur Festung hoch geht gut. Aber bergab werden meine Probleme immer offensichtlicher. Ich müsste ab jetzt Druck geben. Aber da ist nichts mehr. Barbara trifft eine Entscheidung und wir biegen am Fuß des Berges auf die Strasse nach Hvar ab, bevor wir mitten auf der Insel stehen.
Wir steigen aus. Ich bin erleichtert. Aktuell fühlt es sich richtig an. Transponder abgeben und ab in die Unterkunft. Ich fall direkt ins Bett und schlaf erstmal bevor ich mich unter die Dusche schleife.
Abends kommen schon wieder die ersten Zweifel. Warum habe ich zugestimmt? Hätte ich mich nicht einfach noch etwas zusammenreissen können? Jetzt habe ich Barbara um das verdiente Finish gebracht. Durch meine Weichheit. Hmm…
3 Tage später liege ich mit Fieber für die nächste Woche komplett flach. Aber sowas von. War wohl doch richtig rauszugehen.
Man macht kein ÖTILLÖ Rennen mit einem Virus im Körper!
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