Utö SwimRun

Sonntag Abend ist die Insel wie ausgestorben. Wir, zwei glückliche und hungrige SwimRunner, auf der Suche nach etwas Essbarem. Am Hafen gibt es einen kleinen Tisch: Rhabarber oder Mangold gegen ein paar Kronen zum Mitnehmen. Unsere Rettung, denn sonst ist auf der Insel Utö alles geschlossen. Wie anders war das nur wenige Stunden zuvor …. Utö SwimRun, der Auftakt der Ötillö World Series. Origin of SwimRun, denn hier saßen vor etwa 11 Jahren die Schweden zusammen, die aus einer Trinklaune heraus aus einer Wette einen großartigen Sport entstehen ließen.
Gemeldet 291 Teams aus 18 Nationen, dazu am Tag zuvor noch erstmalig ein Sprint über etwa 12km mit ca 45 teilnehmenden Teams.

Anmeldung im November 2015

Irgendwann im November, Punkt 16 Uhr saß ich im Laden vor dem PC und vertröstete eine Kundin auf „bitte, bitte 5 Minuten“. Anmeldung für den Utö SwimRun, den Julian und ich angehen wollten. Die Rennen der Ötillö World Series sind manchmal schnell ausgebucht, daher auf den Punkt sein. Tatsächlich, angesagte 5 Minuten später war alles erledigt und wir waren als SwimRun Ulm by laufSinn registriert! Ein Dank an die verständige Kundin!

Die Freiwassersaison 2015 ging bis Ende Dezember, für mich dann im Februar auf Lanzarote wieder los. Den Winter über nahm ich mir einen Schwimmtechnikkurs, um an den Fehlern zu arbeiten, die sich eingeschlichen hatten und gewöhnte mich an Paddles. Julian legte Woche für Woche neue persönliche Rekorde in Schwimmtrainingsumfängen vor. Gemeinsam liefen wir einen kleinen Ultra am Bleiloch und versuchten auch den einen oder anderen SwimRun um Ulm herum zu machen. Leinentraining, Materialtest, laufen, schwimmen. Mentale Vorbereitung mit den Videos der letzten Jahre, was nicht wirklich gewinnbringend war, sondern mich ordentlich nervös und verunsichert machte. Das letzte gemeinsame Training stimmte mich wieder positiver. Es könnte alles passen, wir könnten wirklich das Finish schaffen. Das war das Ziel, nicht mehr und nicht weniger.

Ende Mai : ab nach Schweden

Ziemlich plötzlich war es Ende Mai und wir saßen im Flieger von München nach Stockholm. Danach noch Zug und Bus und Fähre und wir waren auf Utö. Im Hafen trafen wir schon die Hamburger: André und Wolf mit Jorge und Vincent. Vincent verletzt, daher Plan B für die Jungs: André und Wolf samstags im Sprint, André mit Jorge sonntags im großen Rennen. Bis dahin: Segway düsen. Warum auch nicht. Utö – abendliches Sonnenlicht in schwedischer Bilderbuchlandschaft. Traumhaft. Obwohl hungrig und müde mussten wir einfach noch ein Stück der bereits markierten Strecke ablaufen. Tolle Wälder, blühende Wiesen und wunderschöne Küstenabschnitte. Schweden zum träumen.

SwimRun Utö - Überfahrt mit der Fähre

Utö SwimRun - erste Eindrückder der Insel

Utö SwimRun - Zuschauer beim Sprint

 

 

 

Utö SwimRun – der Sprint

Samstag: Sprint. Bis zum Start haben wir viel Zeit zum frühstücken, das Hafendörfchen ansehen und unsere Starter Bags holen. Dann wollen wir uns den Sprint ansehen. Um 12:30 Uhr der laute Böllerschuss: André und Wolf vom Start ab vorne weg. Sie haben sich was vorgenommen. Bis wir am Einstieg des ersten Schwimmens sind, ist die Spitzengruppe schon im Wasser … Wahnsinn, das heisst 3:30min/km! Wir postieren uns am dritten Ausstieg und warten auf die Sprinter. Tatsächlich kommen die Hamburger als erste aus dem Wasser, der Abstand ist nicht riesig, aber sie sehen viel besser aus als ihre Verfolger. Das sollte doch reichen. Knapp 45 Minuten, einige Kilometer und drei Schwimmstrecken später laufen die beiden mit einem guten Vorsprung als erste ins Ziel. Spitze!
Danach sind wir dran – wir schlupfen in unsere HEAD Roughs und nehmen eine Schwimmkostprobe. Das Wasser ist deutlich weniger salzig als erwartet, schön klar und gar nicht so kalt, sondern sicher im zweistelligen Bereich. Das Rennen morgen kann kommen!

 

Utö SwimRun - Start zum Sprint

Utö SwimRun - André Hook und Wolf Grohé vorne weg

Utö SwimRun - André Hook und Wolf Grohé in Führung

Utö SwimRun - an der Strecke

Utö SwimRun - SwimRunner's Home

 

 

 

 

Sonntag – Utö SwimRun

Sonntag: ein frühes Frühstück. SwimRun erfordert eine Menge Energie, also ordentlich essen. Race Briefing um 8:30, Start um 10:15Uhr. Genug Zeit, um sich die Kohlenhydratspeicher zu füllen. Kurz abliegen danach, sammeln und dann vorbereiten. Für das Rennen nehmen wir die Zone3 Evolution. Dazu Leine, ich meine Paddles, Julian seine Pullbuoy. Restubes und etwas Peronin und Gels für zwischendurch. Es gibt tatsächlich etwa alle 5 km Versorgungsstationen, aber auf Nummer sicher wollen wir schon gehen. Die Wettervorhersage ist trocken, sogar sonnig. Perfekt. Einchecken ab 9:45Uhr und dann heisst es, warten im Startbereich. Die Nervosität steigt, nicht nur bei mir. Pünktlich der Böllerschuss und los geht’s. Wir halten uns im hinteren Mittelfeld und haben die ersten Kilometer in 5:25-5:30min/km zurückgelegt. Das halte ich nicht durch! Im ersten Schwimmeinstieg haut es uns erstmal lang hin. Aua. Knie blutet sogar etwas. Egal, weiter. Ich zuerst vorne, Julian an der Leine hinter mir. Aber was? Stehe ich im Wasser? Warum komme ich nicht vorwärts? Die anderen in diesem Teil des Feldes sind Wahnsinns-Schwimmer…. Wir fallen etwas zurück und beim zweiten Schwimmen sieht das ganze schon viel besser aus. Hier schwimmen wir gut mit. Schotterstrasse wechselt mit Singletrails. Vor dem dritten Schwimmen wird es schon fast weglos. Huih, und die Strecke hier soll vergleichsweise schnell und einfach sein? Nach dem vierten Schwimmen wird es komplett technisch: ein traumhafter Singletrail durch den niederen Wald, durch Heidelbeerbüsche, über Wurzeln und Felspassagen. Kleine, kurze Anstiege, die sich doch auf mehr als 400 Höhenmeter summieren werden. Es wird wärmer, wann kommt endlich das nächste Schwimmen? Gerade vor der Überhitzung, aber was … die vor uns waten da durch! Egal, wir schwimmen, das kühlt ab und wir sind auch nicht langsamer. Kurzer Landgang und wieder rein ins kühle Nass. Der folgende Laufabschnitt ist wunderschön. Lichter Wald, kleine Felsrücken und immer wieder Blicke über diese südliche Schärenlandschaft. Wir springen über Bäume, ducken uns unter Ästen, laufen Slalom durch junge Kiefern und Birken und über weite Granitfelder. Nur … ich kann bald nicht mehr. Gerade mal die Hälfte des Rennens liegt hinter uns und ich pfeife schon bald aus dem letzten Loch.

Auf Alö

Die ersten Gehpausen schleichen sich ein. Da kommt der rasche Wechsel zwischen Laufen und Schwimmen auf Alö, der südlichen Schwesterinsel von Utö, gerade recht. Das macht unheimlich Spaß und mobilisiert Kräfte. Und im Schwimmen holen wir immer wieder auf und machen einiges aus meiner schlechten Laufleistung wieder wett. Und da erreichen wir auch schon das „Bootshaus“, der erste CutOff ist geschafft. Die Südspitze von Alö besteht fast nur aus weiten Granitklippen mit Stufen, kleinen Wassertümpeln und windzerzausten Krüppelkiefern. An Laufrhythmus ist nicht zu denken. Der nächste Schwimmabschnitt überrascht uns mit Wellen, nicht gerade Julians Ding, der jetzt vorne schwimmt. Aber mit zwei kurzen Kurskorrekturen meistert er das gut. Dann meine Hungerstrecke: 6km Schotterstrasse mit nur kurzen Trailpassagen bis zur langen Schwimmstrecke. Ich versuche, ein langsames Uhrwerk anzuwerfen, was leider nur mässig gelingt. Ich verfalle immer wieder in Gehpausen. Hatten wir beim ersten CutOff ein Polster von 45 Minuten, fürchte ich langsam um den zweiten. Endlich die 600m-Schwimmstrecke! Heute definitiv meine bessere Disziplin. Zügig erreichen wir das andere Ufer und kurz darauf den zweiten CutOff mit immerhin noch 20 Minuten Luft. Jetzt haben wir alle Zeit der Welt, wenn nichts mehr passiert, ist das Finish sicher. Noch einmal einen Bogen über die Insel, Trails, Wald, Stein, drei weitere Schwimmstrecken und da ist das Ziel! Nach 6 Stunden und 4 Minuten und insgesamt 39km überqueren wir die Ziellinie – sehr glücklich und sehr zufrieden. Ein tolles Rennen!

Utö SwimRun - Barbara

Utö SwimRun - kurz vor dem Start

Utö SwimRun - Abschied von der Insel

 

 

 

 

Beim Race Banquet schaufeln wir ordentlich, treffen noch die Hamburger, die Michelstädter und und. Die SwimRun Familie wächst und wird immer noch bunter, vielfältiger und lebendiger. Die meisten verlassen leider die Insel mit der letzten Fähre. Wir haben uns entschlossen, erst montags die Heimreise anzutreten und freuen uns schon auf einen gemütlichen Abend mit gutem Essen. Aber – die Insel ist für heute abend ausgestorben. Erst im September kehren die SwimRunner wieder, wenn am legendären Vardshüs der Zieleinlauf des großen Ötillö ist.