Prolog:

Nachdem wir dieses Jahr dermaßen mit dem SwimRun Fieber infiziert worden sind, wollten Barbara und ich unbedingt noch ein weiteres Rennen bestreiten. Zusätzlich wollten wir uns außerdem Anregungen und Ideen für das eigene Rennen nächstes Jahr im Allgäu holen. So landeten wir beim Snapphanen SwimRun.

Da wir beide gut im Training waren und das ganze Jahr ausgiebig verschiedenes Equipment testen und optimieren konnten, war es nur ein logischer Schritt noch einmal an den Start zu gehen. Jedoch fiel die Auswahl nicht leicht, da Barbara und Andreas Rennkalender bereits voll war.

Snapphanen SwimRun

Zeitlich und von der Strecke hat uns schließlich Snapphanen am meisten zugesagt und wir haben uns spontan registriert. Schnell sind wir mit dem lokalen Organisatoren (Erik und Frederik, www.atobe.se) in Kontakt gekommen, kurze Zeit später wurden wir mit einem eigenen Facebook-Eintrag als erstes deutsches Swimrun Team für das Snapphanen Rennen angekündigt. Uff, nun waren alle Augen auf uns gerichtet. Nun noch schnell Flug, Unterkunft und Mietwagen organisieren und es konnte losgehen.

Engadin lag nun ein paar Wochen hinter uns und in der Zwischenzeit sind wir ausschließlich in relativ warmen Seen geschwommen. Nachdem die Organisatoren Wassertemperaturen von 15 bis 20° C angekündigt hatte, entschieden wir uns noch einmal ein wenig Kaltwasser-Training am Blindsee bei Ehrwald zu machen. Neben sonnigen Wetter bot uns ein toller Blick auf den Blindsee:

Blindsee von oben - Foto: SwimRun Germany

Blindsee

Freitag:

Freitag Nacht ging es endlich mit dem Zug von Ulm nach Frankfurt. Wir waren aufgeregt und voller Vorfreude zugleich. Ein kurzes, anstrengendes und verrücktes Wochenende lag vor uns. Schlaf hatten wir leider mehr schlecht als recht in den 4 folgenden Stunden und so kamen wir etwas gerädert um halb 6 am Frankfurter Flughafen an.

Unsere RESTUBEs hatten wir vorher angemeldet, wie bei jeden Flug gab es wieder Verwirrung seitens des Personals, ob diese im Koffer erlaubt sind oder nicht. Nach kurzer Rückversicherung des Mitarbeiters konnten wir dann doch endlich unser Gepäck aufgeben. Jetzt hieß es warten bis zum Boarding.

Nach kurzem Flug mit Sandwich und obligatorischem Tomatensaft sind wir im sonnigen Göteborg gelandet. Bereits beim Landeanflug sind uns die unzähligen großen Seen zwischen den Wäldern aufgefallen. Nur logisch, dass sich in solch einer Landschaft Swimrun die ideale Sportart ist. Jetzt noch schnell das Gepäck und Mietwagen abholen um in das 3 Stunden entfernte Immeln zu fahren. Da das Autofahren in Schweden deutlich entspannter als in Deutschland ist, war die Autofahrt trotz Müdigkeit eine kurzweilige Angelegenheit. Direkt hinter der Ortsdurchfahrt von Immeln lag unser Bed & Breakfast (http://www.immelnbedandbreakfast.se/). Das Haus lag nur etwa 50 Meter vom See entfernt sah genau so aus, wie man sich ein typisches schwedisches Haus vorstellt: Ochsenblutrot angestrichen und mit Schwedenfahne am Eingang. Wir wurden gleich herzlich von Anita und Ulfs Tochter Anna und den zwei Hunden begrüßt. Alles sah so aus wie aus einem IKEA Katalog: Helle, weiße Zimmer und Möbel, sehr geschmackvoll und liebevoll eingerichtet. Man hat sich gleich zu hause gefühlt.

Immeln

Snapphanen Styga in Immeln - Foto: SwimRun GermanySnapphanen Styga in Immeln wie im Ikea Katalog - Foto: SwimRun GermanySnapphanen Styga Frühstückszimmer - Foto: SwimRun Germany

Nachdem wir kurz unsere Taschen abgelegt hatte, zogen wir direkt los an den Strand von Immeln, um uns ein wenig mit der Umgebung vertraut zu machen:

Snapphanen Immeln See - Foto: SwimRun Germany

Immeln See, Blick in Richtung der letzten Schwimmstrecke

Ausgehungert sind wir danach direkt ins lokale Café/Bistro am Campingplatz von Immeln (www.immelnscamping.se) um uns mit gleich 2 Portionen (Hamburger und Hähnchenspieße + jeweils Pommes) für das morgige Rennen zu stärken. Zur Feier des Wochenendes haben wir uns auch gleich noch ein Bier für stolze 6€ gegönnt. Fazit: Sehr lecker.

Das Café bot einen direkten Blick auf den südlichen Teil des Immeln-Sees, welches die letztes Schwimmstrecke und gleichzeitig das Ziel des morgigen Rennens war. Starke Windböen fegten über das Wasser und wir befürchteten schon das Schlimmste für den letzten Schwimmenabschnitt am morgigen Renntag.

Beim anschließenden Verdauungsspaziergang sind wir noch auf die Organisatoren des Events Frederik und Erik gestoßen und konnten uns noch ein wenig austauschen, bevor wir um 21 Uhr erschöpft ins Bett fielen.

Renntag:

Am nächsten Morgen sind wir mit einem wundervollen und ausgiebigen Frühstück geweckt worden: Frisches Brot, reichlich Aufschnitt und Kaffee, mit dem man Tote zum Leben wiedererwecken kann. Danach ging es direkt wieder zum Strand von Immeln.

In der Zwischenzeit war der Zielbereich eingerichtet worden und wir trafen auf die anderen Teilnehmer, die allmählich eintrafen. Letztere sahen durch die Bank weg alle extrem sportlich aus; viele trugen Finisher-Shirts von diversen Triathlons und Ultra-Läufen.

Snapphanen Swimrun Wettkampbesprechung - Foto: SwimRun Germany

Wettkampfbesprechung

So langsam wurde uns mulmig und wir wollten uns nicht vor den anderen als einziges nicht-schwedisches Team blamieren. Teilnehmerunterlagen abholen und wieder zurück zum Bed & Breakfast, um uns umzuziehen. Bei der Rennbesprechung wurde klar, das Rennen wird eine Herausforderung: sehr technische Trails und schwierige Ein- und Ausstiege der Schwimmabschnitte.

Mit Quinoa-Salat gestärkt ging es schließlich mit Kleinbussen zum Rennstart in Brenanäs. Leider hatten wir nun noch mehr als 1 Std Zeit, um noch nervöser zu werden. Am Start waren 17 Teams, wir als einziges nicht-schwedisches Teams. Alle durch die Bank weg mit unterschiedlichem Equipment. Einschließlich neuer Kreationen, die wir noch nicht kannten:

Snapphanen SwimRun selbstgebastelte Auftriebshilfe - Foto: SwimRun Germany

Ökologische Auftriebshilfen

Nach kurzen Gesprächen stellt sich heraus: Für viele war es der erste Swimrun überhaupt, andere wiederum waren bereits bei Utö und ähnlichen Veranstaltungen gewesen. Während noch am Vortag 20°C und Sonnenschein vorherrschte, so war der Himmel leider von Wolken bedeckt und es nieselte ein wenig.

Start

Punkt 13 Uhr: Startschuss und ab direkt in die erste Schwimmstrecke: 500m kaltes Wasser bis zum nächsten Ufer. Die ungewöhnlich rote Farbe des Wassers hatte was mystisches und beängstigendes zugleich, wo wir bisher nur klare und hellblaue Seen in Ulm und Umgebung gewohnt sind. Danach ging es direkt auf die erste längere Laufstrecke mit etwa 6km. Anfangs über tolle Trails mit Wurzeln und kleinen Steinen, vorbei an Blaubeerbüschen, im weiteren Verlauf immer mehr durch tiefes Unterholz und über Stock uns Stein quer durch den Wald. Von Trails oder Wegen konnte ab hier nicht mehr gesprochen werden. Zum Glück war die Strecke sehr gut markiert – alle 10 bis 50 Meter ein Flatterband – so dass man sich nicht verlaufen konnte. Eine Orientierung mit Karte und Kompass wäre in solch einer Umgebung nicht möglich gewesen. Spätestens hier war uns klar was Schweden unter “technischen” Trails meinen. Anscheinend kommen die Organisatoren vom Orientierungslaufen.

Snapphanen Swimrun Wasserstart

Erstes Schwimmen direkt beim Start

Dann kam die zweite Schwimmstrecke. Was uns an der Stelle bot, löste leichte Panik aus: Starker Wind von Südosten mit hohen Wellen. Bisher waren wir in Regel nur flaches Wasser gewohnt. Vor uns lag ein langes Stück Arbeit und mehr als 700 Meter bis zum nächsten Ufer.

Snapphanen SwimRun -Schwimmeinstieg

Zweite Schwimmstrecke

2tes Schwimmen

Nach einer kurzen Laufeinheit ging es zum nächsten Schwimmen, eine sehr flaches, kurzes und morastiges Zwischenspiel mit steinigem Ein- und Ausstieg, danach kurzes Laufen und ein weiteres kurzes Schwimmen, bevor die längste Laufstrecke mit 12 km vor uns lag: Abwechselndes Terrain mit Forststraßen, Unterholz und Querfeldein. Waren wir zuvor von einer flachen Strecke ausgegangen, wurden wir eines besseren belehrt. Jeder Schritte musste wohl überlegt sein, ständig Ausschau nach dem nächsten Flatterband. Das ständige Um- und Aufschauen hatte jedoch den Vorteil, dass man die Umgebung deutlich besser wahrnahm als in vielen anderen Rennen, in denen man in der Regel im Tunnelblick läuft. Dabei vergisst man das Wesentliche beim Trailrunning oder auch Swimrun: die tolle Landschaft zu genießen.

Snapphanen SwimRun -Trail - Foto: SwimRun Germany

Jeder Schritt muss sitzen

Insel Hopping

Nun begann das Insel-Hopping: 6 mal abwechselnd Laufen und Schwimmen, so langsam wurde es sehr kalt, da die Laufstrecken zu kurz waren, um sich aufzuwärmen, erste Zweifel kamen auf, ob wir es in Ziel schaffen würden. Dann kam die kürzeste Schwimmstrecke mit etwas mehr als 60 Metern. Hier trafen wir auf ein weiteres Team, was ebenfalls mitgenommenen und durchgefroren aussah.

Snapphanen SwimRun -Versorgung - Foto: SwimRun Germany

Auch ihnen war kalt

50 Meter weiter auf der Insel hatte sich eine Gruppe Dänen ihr Lager aufgeschlagen. Sie verbrachten augenscheinlich ihren Urlaub am See und saßen vergnügt mit warmen Getränken am Feuer. Spätestens hier hätte ich gerne den nassen Neopren gegen einen Platz am Feuer eingetauscht.

Die Helfer an den Ausstiegen waren alle sehr freundlich und nett und haben angefeuert und motiviert. “Nur noch ein kurzes Schwimmen“ hieß es… Was wie ein kurzes Schwimmen für die Helfer aussah, war für uns zu diesem Zeitpunkt des Rennens bereits eine Herausforderung. Müde, durchgefroren ließen wir die vorletzte Schwimmstrecke hinter uns bevor es noch einmal eine Laufstrecke von 5km gab. Endlich konnten wir uns wieder aufwärmen.

Trotzdem zog sich dieses letzte Stück gefühlt über eine Ewigkeit hin. Es ging abwechselnd runter zum See, bevor es dann wieder rauf zurück in die Wälder ging. Doch dann lag das Ziel endlich zum Greifen nahe: Die letzte, noch einmal knapp 600m lange, Schwimmstrecke, die wir am Vortag vom Café aus sehen konnten. Der befürchtete Seitenwind blieb zum Glück aus, doch es wurde langsam dunkel und es hatte angefangen zu regnen.

Snapphanen SwimRun -letztes Schwimmen - Foto: SwimRun Germany

Kurz vor dem Ziel

am Ziel

Das war uns in diesem Moment jedoch vollkommen egal. Erschöpf, durchgefroren und überglücklich erreichten wir nach etwas mehr als 6 Stunden das Ziel. Wir hatten es geschafft. Mit einem heißen Kaffee in der Hand ging es direkt hoch zum Bed & Breakfast in die lange ersehnte heiße Dusche. Danach direkt zum Essen (toller, lokaler Eintopf, genau das Richtige nach einem solchen Tag, sowie Bier). Es wurde über das Rennen gesprochen, Tips und Technik ausgetauscht und wir ließen den Abend ausklingen. Alle waren müde und erschöpft, so dass sich die Gruppe recht schnell nach ein paar Stunden auflöste und einige den direkten Heimweg antraten, andere wie wir direkt ins Bett gingen.

Sonntag:

Ein weiteres Team hatte ebenfalls im Bed & Breakfast übernachtet, so dass man sich beim erneut tollen Frühstück noch ein wenig über das gestrige Rennen austauschen konnte. Danach ging es zurück Richtung Göteborg, wo wir noch einen kleinen Abstecher in die Altstadt gemacht haben. Und siehe da. Ein Sportlader, der im Schaufenster für Swimrun wirbt:

göteborg SwimRun im Schaufenster - Foto: Swimrun Germany

Sportgeschäft mit Swimrun Utensilien

Wir sind kurz rein und haben uns die Auswahl angeschaut. Wir wir feststellen konnten: Auch in Schweden hat man erkannt, dass inov-8 die perfekten Schuhe für Swimrun bietet. Zusätzlich gab es noch eine kleine Auswahl an Swimrun Neoprenazügen von HEAD und HUUB. Auch Merionwäsche war zu finden. Während des Rennes hab ich das kurzarmige Merinomesh von Devold getragen, was ich wärmstens weiterempfohlen kann.

Danach ging es zurück an den Flughafen Landvetter: Auto abgeben und wieder warten. Kurz vor dem Boarding wurde der Flug wegen technischer Probleme um eine Stunde nach hinten verschoben, so dass es wieder einmal warten hieß, bis wir endlich um 20 Uhr abflogen. Neben dem obligatorischen Tomatensaft habe wir uns zur Feier des Tages Rotwein im Flugzeug gegönnt. Kaum in Frankfurt gelandet, mussten wir uns auf Grund des verspäteten Abfluges noch beeilen, um unseren Zug nach Ulm zu bekommen. Der nächste Zug würde andernfalls erst um halb 5 angekommen. Doch kurz vor der Gepäckrückgabe wurde der Zutritt durch die Polizei gesperrt: Bombenalarm oder ähnliches, genaueres konnte man uns nicht sagen. Anscheinend hatte ein Passagier sein Gepäck unbeaufsichtigt gelassen. Mist, die Zeit lief davon uns wir sahen uns schon im Nachtzug nach Ulm sitzen. Zum Glück wurde die Sperrung dann doch noch aufgehoben und wir haben dann sprintend den Zug doch noch erreichen können. Auf diesen Stress haben wir uns auf das Wochenende dann noch ein – deutlich günstiger als in Schweden – Bier gegönnt.

Fazit: Tolles, anspruchsvolles Rennen, familiäre Atmosphäre, superfreundliche und nette Menschen. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei, vorausgesetzt wir finden genug Verrückte, die das Abenteuer Schweden suchen. 

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